Die Debatte um die Zukunft der Mobilität und die Wahl zwischen Elektroautos und konventionellen Verbrennern ist komplex. Ein aktueller Vergleich der Gesamtkosten über fünf Jahre, durchgeführt von der gemeinnützigen Politikberatung Agora Energiewende, zeigt, dass die Antwort auf die Frage nach den günstigeren Fahrzeugen nicht pauschal gegeben werden kann. Die Ergebnisse hängen stark vom Fahrzeugsegment und den spezifischen Nutzungsszenarien ab.
Elektroautos im Kleinwagensegment noch teurer
Im Vergleich zwischen einem Opel Corsa 1.2 DI Turbo und dem Corsa Electric wird deutlich, dass E-Autos in den günstigeren Segmenten weiterhin einen Kostennachteil haben. Laut Agora belaufen sich die Gesamtkosten für den Corsa Electric auf 40.263 Euro, während das Verbrennermodell 35.911 Euro kostet. Der Grund dafür liegt hauptsächlich in den höheren Anschaffungskosten und dem prognostizierten stärkeren Wertverlust bei Elektrofahrzeugen. Selbst Einsparungen bei der Kfz-Steuer und den Energiekosten können diesen Nachteil über einen Zeitraum von fünf Jahren nicht wettmachen.
Tipp: Wer den Umstieg auf ein Elektroauto in diesem Segment plant, sollte die verfügbaren Kaufprämien im Auge behalten. Eine staatliche Förderung von 6.000 Euro könnte den Preisvorteil auf Seiten des E-Autos verschieben.
Höhere Fahrzeugklassen profitieren von Elektroautos
Interessant wird der Vergleich in den gehobenen Segmenten, wie etwa der oberen Mittelklasse und der Oberklasse. Hier zeigt sich, dass Elektroautos bei den Gesamtkosten bereits deutlich günstiger sein können. Beispielsweise ist der VW ID.7, der elektrische Bruder des VW Passat, über einen Zeitraum von fünf Jahren 12,7 Prozent günstiger als der Passat. Die Gesamtkosten für den ID.7 betragen 56.607 Euro, während der Passat auf 64.826 Euro kommt.
Auch im Premiumsegment sind Elektroautos im Vorteil. Der Audi Q8 e-tron erweist sich als 6,8 Prozent günstiger als der vergleichbare Audi Q7. In diesen Fahrzeugklassen profitieren Elektroautos nicht nur von geringeren Betriebskosten, sondern auch von steuerlichen Vorteilen, etwa bei der Dienstwagenbesteuerung, was die Fahrzeuge für Firmenflotten besonders attraktiv macht.
Die versteckten Kosten – Langfristige Vorteile der Elektromobilität
Ein wesentlicher Faktor, der im Gesamtkostenvergleich berücksichtigt wird, ist die längere Nutzung eines Fahrzeugs. Elektroautos haben aufgrund geringerer Wartungskosten und günstigerer Betriebskosten im Vergleich zu Verbrennern langfristig deutliche Kostenvorteile. Der Wegfall von Ölwechseln, geringerer Verschleiß an Bremsen und die günstigeren Energiekosten machen sich vor allem bei einer längeren Nutzung positiv bemerkbar.
Allerdings bleiben in den günstigeren Segmenten wie beim Opel Corsa oder Renault Kangoo diese Vorteile noch hinter den höheren Anschaffungskosten zurück. Hier müssen Verbraucher genau abwägen, wie lange sie das Fahrzeug nutzen wollen und ob sie von möglichen Preisnachlässen oder staatlichen Förderungen profitieren können.
Wasserstoff als Alternative zur Elektromobilität?
Während Elektroautos in bestimmten Segmenten bereits finanziell attraktiver erscheinen, rückt die Wasserstofftechnologie als weitere Alternative in den Fokus. Wasserstoffautos bieten besonders für Langstreckenfahrer eine attraktive Option, da sie eine hohe Reichweite haben und in wenigen Minuten betankt werden können. Die Infrastruktur für Wasserstofftankstellen wird in Europa, insbesondere in Ländern wie Deutschland und Japan, stetig ausgebaut.
Ein entscheidender Vorteil von Wasserstofffahrzeugen ist ihre Umweltfreundlichkeit. Im Gegensatz zu Elektroautos, die auf seltene Rohstoffe wie Lithium angewiesen sind, erzeugen Wasserstofffahrzeuge bei der Nutzung nur Wasser als Abfallprodukt.
Fazit: Kein eindeutiger Gewinner
Der Gesamtkostenvergleich zwischen Elektroautos und Verbrennern liefert kein eindeutiges Ergebnis. Während Elektroautos in den gehobenen Segmenten durch geringere Betriebskosten und steuerliche Vorteile überzeugen, sind sie in den günstigeren Fahrzeugklassen nach wie vor teurer. Langfristig könnten jedoch Kaufanreize und eine verbesserte Infrastruktur die Vorteile der Elektromobilität auch in den unteren Segmenten ausbauen.
Für Verbraucher lohnt es sich, sowohl die langfristigen Kosten als auch den Nutzen alternativer Technologien wie Wasserstoff in Betracht zu ziehen. Die Entscheidung hängt letztlich von den individuellen Bedürfnissen, der geplanten Nutzungsdauer und den persönlichen Prioritäten ab.
Quelle: auto-motor-und-sport.de